Dreimal täglich ruft uns die Glocke zum Gebet: morgens, mittags und abends. Alle Christen sind seit Jahrhunderten gerufen, durch dieses Glockenzeichen ihre Herzen zum Gebet zu erheben, egal wo sie gerade sind und was sie machen. Dabei kommt es nicht auf die Minute an, sondern auf die Bereitschaft dazu und immer neu Gelegenheiten zu nutzen, sein Herz mit Gott zu verbinden, seinen Tag bewusst in seiner Gegenwart zu leben und auf seine Hilfe zu vertrauen. 

 

Wenn die Glocke läutet (6 Uhr / 7 Uhr morgens; 12 Uhr mittags; abends richtet sich das Geläute nach dem Stand der Sonne, immer ca. eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang), beten katholische Christen weltweit gemeinsam den "Engel des Herrn" (Angelus auf lateinisch). 

 

Das Gebet „Der Engel des Herrn“ (Angelus)

 

 

 Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft. Und sie empfing vom Heiligen Geist. Gegrüßest seist du Maria…

Maria sprach: Siehe ich bin eine Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Wort. Gegrüßest seist du Maria…

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Gegrüßest seist du Maria…

Bitte für uns, heilige Gottesmutter. Auf dass wir würdig werden der Verheißungen Christi.

Lasset uns beten: 

Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein. Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes erkannt. Führe uns durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen.

Nur am Abend:

Für die Seelen der Verstorbenen: Vater unser… Gegrüßet seist du Maria… O Herr, gib ihnen die ewige Ruhe…

 

Das Gebetläuten am Mittag entstand aus der Not seiner Zeit heraus, als die Christenheit bedroht wurde durch die Invasionen des Abendlands durch die Muslime. Daher nannte man dieses Glockenzeichen lange Zeit die "Türkenglocke". Das Gebet in dieser Meinung können wir auch heute noch in der Meinung verrichten, dass alle Menschen, die Christus noch nicht kennen, zu ihm finden und an ihn glauben. Gerade das Geheimnis der Menschwerdung Gottes ist ja unser christliches "Proprium". Vielleicht können wir dieses Gebet - gerade in unserer Zeit, in der sich so viele Menschen mit dem Glauben schwertun - neu entdecken. 

 

In der Osterzeit (vom Morgen des Ostersonntags an bis zum Pfingssonntag) beten wir statt des Engels des Herrn das sog. "Regina caeli": Freu dich du Himmelskönigin. Die Freude über die Auferstehung Christi steht in dieser Zeit im Vordergrund christlichen Betens. Wem dies zu kurz erscheint, kann gerne daran drei Ave Maria anhängen; die Gebetstradition der "3 Ave" ist ebenso lang und segensreich in den Jahrhunderten der Kirchengeschichte. 

 

Das Gebet „Freu dich du Himmelskönigin“ (Regina caeli“)

 

Freu dich, du Himmelskönigin, Halleluja! Den du zu tragen würdig warst, Halleluja! Er ist auferstanden, wie er gesagt hat! Halleluja! Bitt Gott für uns, Halleluja!

Freue dich und frohlocke, Jungfrau Maria, Halleluja! Denn der Herr ist wahrhaft auferstanden, Halleluja!

 

Lasst uns beten: O Gott, du hast durch die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus die ganze Welt mit Freude erfüllt. Höre auf die Fürbitte seiner Mutter, der glorreichen Jungfrau Maria und lass uns zur ewigen Osterfreude im Himmel gelangen. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen.

 

Nur am Abend:

Für die Seelen der Verstorbenen: Vater unser… Gegrüßet seist du Maria… O Herr, gib ihnen die ewige Ruhe…