Bild: Das heilige Antlitz Christi, Krüger privat
Impulse zur Fastenzeit (österliche Bußzeit) 2023
Die Fastenzeit, beginnend mit dem Aschermittwoch, bereitet uns jedes Jahr auf den Höhepunkt des Kirchenjahres vor, dem heiligen Osterfest, der Feier
von Tod und Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus. Diese "heiligen vierzig Tage" wollen den Christen innerlich vorbereiten, auf das geistliche Mysterium, "mit Christus begraben zu werden in
der Taufe" und in der Kraft der Auferstehung des Herrn "im Licht des neuen Lebens zu wandeln", wie es die Heilige Schrift formuliert.
Was bedeutet "Fasten"?
Fasten im christlichen Sinne ist viel mehr, als bloßer Verzicht auf Speisen und Getränke. Fasten bedeutet, das irdisch-weltliche in unserem Leben, das so oft übermäßigen Raum einnimmt, zu beschneiden und so frei zu werden für das himmlisch-unvergängliche, für das Ewige. Fasten ist ein Bekehrungsprozess des Herzens, eine Hinwendung vom Überflüssigen zum Notwendigen, eine Frei-werdung für die Voll-werdung durch Gott. Das Gefäß unseres Glaubens - sprich unser Leben - soll leer werden, damit es mit Gott angefüllt werden kann.
Der Mensch ist auf Gott hin geschaffen, Gott ist das Ziel und der Sinn des menschlichen Lebens. Der Mensch soll Gott in seinem Leben dienen, ihn immer neu suchen und ihn einmal besitzen. Franz von Sales sagte: "Die Zeit Gott zu suchen, ist das Leben. Die Zeit, ihn zu finden, ist der Tod; ihn zu besitzen, das ist die Ewigkeit." Die Fastenzeit will also eine geheiligte Zeit sein, in der dieser Prozess der Gott-Suche im Ablauf unseres Lebens, im Lauf der Jahre den ersten Platz einnimmt und uns neu sensibilisiert für den Anspruch Christi: "Kehrt um und glaubt an das Evangelium!" - "Bekehrt euch, denn das Himmelreich ist nahe."
Ohne die Abwendung von der Sünde und dem Vorsatz, ein echtes, christliches Leben führen zu wollen, bleibt Fasten letztlich fruchtlos und wird eine
Mühsal und Last, die der Mensch irgendwann ganz ablegt. Der Beweis hierfür ist, dass ursprünglich Karneval/Fasching und Fastenzeit aufeinander hingeordnet waren und es im Tiefsten sind. Die
Kirche hat den Karneval und den Fasching "erfunden", um gerade auf den tieferen, geistlichen Sinn der Fastenzeit zu verweisen. Die Freude an der vergänglichen Welt war und ist immer erlaubt, aber
die Priorität der unvergänglichen Welt soll dabei immer deutlich hervortreten ("Am Aschermittwoch ist alles vorbei"). - Lange ist es her, das dies Geltung hatte. Nicht nur "politische
Aschermittwoche" oder diverse andere Veranstaltungen, die dem Wesen der Fastenzeit nicht entsprechen, haben diese geistliche Dimension kastriert und ihren Sinn oft karikiert. Salopp formuliert:
Alle feiern Fasching, ausgelassen und fröhlich. Dagegen ist nichts zu sagen. Aber: fasten auch Alle, mit wenigstens der selben Hingabe, wie bei ausgelassenem Faschingstreiben? Ist hier nicht eine
Verweltlichung eingetreten, die spürbar hohl ist und dem Menschen nicht gut tut? Provozierende Fragen für so Manchen, aber als Christen kommen wir um diese Fragen einfach nicht
herum.
Was gehört zum "Fasten"?
Zuerst braucht es die Sehnsucht. Wenn der Mensch sich nicht nach Erneuerung und geistlicher Neuausrichtung sehnt, ist alles "vergebliche Liebesmüh",
was landläufig unter Fasten verstanden wird. Es geht nicht um Entschlackung oder Diäten (so sinnvoll diese auch sind), um Entschleunigung oder Weltverbesserung, sondern es geht um die Erneuerung
der persönlichen Gottesbeziehung, um Vertiefung des Glaubens und des geistlichen Lebens, um Ordnung der Dinge unseres Lebens unter dem Anspruch Gottes - um das Heil unserer unsterblichen
Seele.
Dazu sind für Christen folgende Dinge hilfreich und in der Fastenzeit eindringlich empfohlen:
Wie geht man Fasten sinnvoll an?
Zu allererst gilt: sich selbst nicht zu überfordern und sich nicht zuviel vorzunehmen. Große Projekte über 40 Tage (nicht rauchen oder keine
Süßigkeiten) führen bei Nichterfüllung zu Frust und hemmen den geistlichen Fortschritt. Kleine Projekte (z. B. Tages- oder Wochenvorsätze) können besser geeignet sein. Es gilt auch, seine
Pflichten und Aufgaben, die man in Familie, Beruf und Leben hat, gut zu erfüllen. Für diese Bereiche, die Gott einem anvertraut hat, Zeit und Energie aufzubringen, kann ein größeres Opfer sein,
als der temporäre Verzicht auf Genußmittel für eine gewisse Zeit. Den "inneren Schweinehund" zu überwinden gelingt selten wirklich, wenn nicht eine Erkenntnis über allem steht: "Ich will
ein Leben führen, das Gott gefällt und das unter seinem Segen steht. Alles will ich ausräumen, was der Liebe widerspricht oder mich hindert, Gott näher zu kommen." Ist dies die Maxime
des Fastens, wird man erstaunt sein, welche guten Früchte das Fasten bringt und wie das Leben als Christ reicher und schöner wird.
Kann man beim Fasten etwas falsch machen?
Ganz klar: Ja.
Nimmt die Gesundheit Schaden oder wird die Erfüllung der Pflichten durch das Fasten beeinträchtigt, ist es kein Fasten mehr, sondern Quälerei und Masochismus. Weiter ist es völlig am Ziel vorbei, wenn das Fasten nicht mehr als individueller Bekehrungsprozess verstanden wird, sondern für ein Kollektiv verzweckt wird. "Klimafasten" ist ebenso dem christlichen Fastenverständnis entgegengesetzt wie das Wort alleine schon der Logik. Die Schöpung zu bewahren und die Lebensbedingungen für den Menschen, für Fauna und Flora zu verbessern, sollte für Christen selbstverständlich sein. Unter dem Anspruch, z. B. den Klimawandel zu stoppen das Fasten zu instrumentalisieren, ist nicht wirklich zielführend und führt die Fastenzeit an sich ad absurdum. Dies sei nur als ein Beispiel für vieles genannt. Wo nicht der oben erklärte Anspruch über dem Fasten steht, kann es nicht als christliches Fasten verstanden werden, sondern als säkulares oder verweltlichtes Unterfangen.
Wenn der Mensch nur um sich selbst kreist, statt Gott zu suchen, nimmt die Frustration immer mehr zu; wo das Licht Gottes nicht scheinen kann, nimmt
die Hoffnungslosigkeit überhand. Eine Kirche, die nicht zu Gott führt, sondern bei sich selbst stehen bleibt und ihre geistlichen Traditionen als "niederschwellige Angebote" verzweckt, führt sich
selbst ad absurdum. Kirche darf den Menschen nicht weniger geben als Gott! Denn mit weniger darf sich der Mensch nicht zufrieden geben.
Was bedeuten die Begriffe "Fasttag" und "Abstinenztag"?
Die Kirche kennt noch zwei strenge Tage des Fastens und der Abstinenz. Dies sind der Aschermittwoch und der Karfreitag. An diesen Tagen kennt die
Kirche für alle zwischen 16 und 66 Jahren (diese Zeitangabe will sagen, dass Kinder und ältere Menschen der strengen Fastenordnung nicht mehr unterliegen), die unter Sünde bindende Verpflichtung,
zu Fasten und Abstinenz zu halten. Kranke unterliegen auch nicht diesem Gebot.
Fasten bedeutet in diesem Sinn, sich an diesem Tag nur einmal zu sättigen. Zwei kleinere Stärkungen sind hierzu noch erlaubt.
Abstinenz bedeutet den Verzicht auf Fleischspeisen und Wurstwaren. Es bedeutet nicht den Verzicht auf Alkohol. Selbstverständlich widerspricht ein Vollrausch oder unmäßiger Genuss von Wein und Spirituosen dem Charakter des Tages selbst.
Flüssiges (Kaffee, Kakao, Bier, Wein, usw.) bricht das Fasten nicht.
Was bedeutet die "Osterpflicht"?
Dies bedeutet, dass jeder Katholik verpflichtet ist, mindestens einmal im Jahr die heilige Kommunion und zuvor das Bußsakrament (die persönliche
Beichte, keine Bußandacht) zu empfangen. Die Osterpflicht lautet genau, dass der katholische Christ mindestens einmal im Jahr die heilige Kommunion empfangen soll "und zwar in der österlichen
Zeit". Da wir die heilige Kommunion uns zum Segen und zum Heil der Seele nur fruchtbar empfangen können, wenn wir durch die Beichte frei sind von schwerer Sünde, so hängen diese beiden Sakramente
innerlich zusammen, sie bedingen einander. Darüber hinaus ist es katholischer Brauch und zeugt von einem soliden und glaubwürdigem Glaubensleben, wenn alle großen kirchlichen Hochfeste auch
innerlich vorbereitet werden, durch die Feier der Beichte (als Sakrament der Versöhnung mit Gott und der Kirche).
Muss wirklich jeder Christ zur Beichte?
Christus ist gekommen, die Sünder zu erlösen und sie von der Sünde und dem ewigen Tod (dem Verlust der Seele durch die ewige Verdammnis) zu
befreien. Er hat die menschliche Natur angenommen, hat das Evangelium verkündet, hat Leiden und Sterben unschuldig auf sich genommen und aus Liebe sein Leben am Kreuz hingegeben; er hat den Tod
besiegt in seiner Auferstehung und Himmelfahrt, den Heiligen Geist gesandt, damit das Werk der Erlösung durch die Kirche weitergeführt werden kann und dazu die heiligen Sakramente eingesetzt.
Wenn jemand sagt, er braucht das alles nicht, dann wird Christus und seine Liebe für ihn unerschlossen bleiben. Es kommt darauf an, ob wir die Erlösung annehmen oder nicht. Die heilige Beichte
ist das immer neue Angebot von Gottes Barmherzigkeit, dass dem Menschen in Sünde und Versagen auf menschliche Weise (auf Augenhöhe) durch den Dienst der Priester Vergebung und Neubeginn
ermöglicht wird. Die sakramentale Kraft ist mehr als ein Wunsch oder eine Sehnsucht nach Neubeginn, sie ist heilige Realität. Viele Bilder gibt es, die versuchen, ihre Wirkung zu beschreiben, z.
B. "eine Dusche für die Seele".
Die Realität des menschlichen Lebens ist es, dass wir eine geschwächte Natur haben. Der Mensch ist schwach und anfällig für das Böse und die Sünde. Gott aber lässt uns nicht allein; er bietet uns immer seine Stärke und Kraft an, damit wir das Böse und die Sünde bekämpfen können und in seiner Gnade wachsen. Wer sagt, dass er keine Sünde habe, belügt sich selbst, so sagt schon der Apostel Johannes in seinen Briefen. Auf der Lüge - auch der Selbstlüge - kann man aber kein Leben und keine Beziehung mit Gott aufbauen, der uns in seinem Sohn die Wahrheit und das Leben schenken will. Nur Jesus und Maria sind frei von jeder Sünde und selbst der Neigung zu ihr. Alle anderen Menschen brauchen die Vergebung Gottes. Und wie schön ist es, wenn ein Mensch den Mut findet, sich der Realität seines Lebens, nochmehr aber der Realität der Barmherzigkeit Gottes zu stellen und - vielleicht nach langer Zeit wieder - den Weg zum Beichtstuhl oder zum Beichtgespräch findet. Es wird die Gnadenstunde des Lebens mit Gott sein, nicht nur einmal, sondern immer wieder.
Gibt es besondere Angebote in der Fastenzeit?
Herzlich sind sie eingeladen zur Mitfeier der Gottesdienste
Wir wünschen allen Besucherinnen und Besuchern unserer Homepage eine gesegnete Fastenzeit!
Bild: Wallfahrtskirche Hl. Kreuz, Schambach unter der Verhüllung der Fastenzeit ("Fasten mit den Augen"). Krüger, privat